Bern Bruennen Baufeld Nr. 2  (Schweiz)

Design Competition 2010

In cooperation with Stefan Apitz

 

Land in Sicht
Die Analyse der Situation ergab ein differenziertes Bild von der Wohnlage im neu entstehenden Stadtteil Brünnen. Das Baufeld bietet zum einen Nähe zur Natur und den attraktiven Ausblick nach Westen auf die umgebende Landschaft, zum anderen die urbane Situation am Le-Corbusier-Platz und rings um den Westside-Komplex. Das Areal hat städtisches Flair mit guten Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, sowie eine gute Erreich- barkeit. Eine Herausforderung stellt dagegen die Lärmbelästigung durch die Murten- strasse dar. Das Gegensatzpaar Stadt und Landschaft spielt für die potenziellen Bewohner eine wichtige Rolle. Sie sehnen sich nach komfortablen Stadtwohnungen mit moderner Infrastruktur und gleichermassen nach ländlicher Atmosphäre. Der vorliegende Entwurf setzt sich intensiv mit den Sehnsüchten und Erwartungen der zukünftigen Bewohner auseinander.

Städtisches Wohnhaus
Die Fassadengestaltung zum Strassenraum unterstreicht den städtischen Charakter des Wohnhauses. Die kräftige, sandfarbene Putzfassade wird durch grosse, geschossweise verspringende Fenster durchbrochen. Die aufgelockerte Anordnung der Fenster erzeugt ein gleichmässiges und spannendes Fassadenbild. In Anlehnung an die Rustifizierung klassischer Stadtfassaden erhält die Putzoberfläche Plastizität in Form horizontaler Wellen. Diese werden durch vorgefertigte Polystyrol-Dämmelemente kostengünstig realisiert. Das Motiv wird zum Erdgeschoss hin verdichtet und macht es für die Passanten auch aus der Nähe erlebbar. Der samtene Putz unterstützt die plastische Wirkung des Wellenmotivs. Dort wo die Oberfläche von Öffnungen durchdrungen wird, schützt ein fester Kalkbetonrahmen Fenster und Wandkonstruktion und erzeugt ein spannungsvolles Schattenbild auf den Wellen der Fassade. Die grossen gerahmten Fenster spiegeln die Qualität der grosszügigen Stadtwohnungen wieder.

Grosszügiger Wohnhof
Die kontrastierenden Qualitäten des Ortes werden durch das städtebauliche Arrangement erlebbar gemacht. Zwischen zwei schlanken Baukörpern am Süd- und Nordrand des Baufeldes entsteht ein grosser, lärmgeschützter Grünhof, der den Bewohnern als Erholungsraum zur Verfügung steht. Der Blick nach Westen in die offene Landschaft bleibt unverstellt und der Hof erhält zu jeder Tageszeit direktes Sonnenlicht. Zum Le-Corbusier-Platz entsteht eine geschlossene Stadtfassade, die den Platz fasst und seinen städtischen Charakter festigt. Das Hochparterre schafft den nötigen Abstand zum schmalen Trottoir, um auch im Erdgeschoss hochwertigen Wohnraum anbieten zu können. Die Barrierefreiheit der Zugänge bleibt gewährleistet. Die Erhöhung der ersten Wohnebene ermöglicht zudem eine ausreichende Erdüberdeckung für eine intensive Bepflanzung oberhalb der Einstellhalle. Auf der Nordseite wird der Ausblick durch Ausstülpungen der Wohnräume nach Westen gelenkt; die Fensterflächen werden von der lauten Murtenstrasse abgewendet und zur Nachmittagssonne orientiert. Die Gebäude sind zur Hofseite durch grosszügige Aussenbereiche mit dem Grünraum verzahnt.

Verknüpfung von Wohnraum und Grünraum
Der Wohnungsmix entspricht den Vorgaben des Wettbewerbs. Der Zuschnitt der Wohnungen entwickelt sich aus der Orientierung der Baukörper. Die Wohnungen sind überwiegend als Durchwohner konzipiert, so dass in den Wohnbereichen Hof- und belebte Stadtseite gleichermassen erlebbar werden. Der private Aussenraum ist immer zum Wohnhof hin orientiert. Grosse Holzterrassen verknüpfen den Wohnraum mit dem Grünraum. Sie bieten Ausblicke und geschützte Bereiche durch perforierte Holzwände. Die Terrassen ragen durch ihre längliche Form aus dem Schattenwurf des Hauses Süd heraus. Durch die Erweiterung des Wohnraumes mit grossen Fensterflächen nach Westen wird eine bessere Besonnung ermöglicht. Die Zimmer erhalten grosse Fenster mit einer halbhohen Brüstung. Schlafzimmer sind zum ruhigen Innenhof orientiert. Den Zimmern ist eine eigene Vorzone mit Bad zugeordnet. Diese zusätzliche Privatheit ermöglicht flexible Wohnformen wie z.B. Patchworkfamilien.

Intimer, lichtdurchfluteter Aussenraum
Die Gestaltung des Wohnhofes bezieht sich auf die umliegenden Agrarlandschaft und den typischen Streuobstwiesen. Der Hof wird mit flachwurzeligen Laubbäumen und Sträuchern wie Holunder oder Apfel bepflanzt. Die Erschliessungswege führen durch sanft unebene Wiesen. Der Grünhof wird durch den Blick in die Landschaft optisch erweitert. Die Holzterrassen transformieren das Thema der typischen Giebelbalkone traditioneller Berner Bauernhäuser in eine zeitgemässe Form. Die Motive der geschnitzten Balustraden, die im Verwitterungsprozess fast zufällige Formen annehmen, werden aufgegriffen und in ein flächiges Muster übersetzt. Brüstungen und Wandelemente aus farbig lasierten Tischlerplatten werden im CAM-Verfahren unterschiedlich stark perforiert. Durch die bewusste Anordnung der Holzelemente entsteht ein intimer, lichtdurchfluteter Aussenraum. Die Terrassen werden als einfache vorgestellte Ständerkonstruktion kostengünstig ausgeführt. Den Wohnungen im Hochparterre sind die Nischenbereiche zwischen den Terrassen als Privatgarten zugeordnet.

 

   zurück      Seitenanfang